GBOL III – Dark Taxa
Der Fachbereich Systematische Entomologie ist Partner im German Barcode of Life Projekt und erforscht in der aktuellen Phase des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Großprojektes die Platygastroidea und Ceraphronoidea innerhalb der Hymenoptera. Ziel ist es, die DNA-Barcode Datenbanken für diese Gruppen zu erweitern, eine neue Generation junger Taxonominnen und Taxonomen auszubilden sowie neue Arten zu beschreiben. Darüber hinaus werden Stammbäume erstellt und Artbildungsprozesse adressiert sowie die ökologische Vielfalt von Arten untersucht. Wir analysieren neue morphologische Merkmalssysteme, erstellen Bestimmungsschlüssel und machen regelmäßig die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich. Im Rahmen des Projektes werden die DNA-Barcode Datenbanken aus früheren GBOL-Phasen für einige Familien der Hymenoptera erweitert (Mymaridae, Perilampidae, Pteromalidae, Torymidae, Trichogrammatidae) und damit wichtige Voraussetzungen für integrativ taxonomische Revisionen dieser Gruppen geschaffen.
Integrative Phylogenetik der Hautflügler
Der Einfluss von Hautflüglern auf die Funktion von Ökosystemen ist extrem hoch und wurde durch zwei maßgebliche biologische Übergänge ermöglicht: Die Evolution der parasitoiden und der eusozialen Lebensweisen. Parasitoide Wespen kontrollieren effektiv die Populationen fast aller terrestrischen Arthropodengruppen, während eusoziale Bienen, Wespen und Ameisen zentrale Funktionen als Bestäuber, Räuber und Gestalter von Ökosystemen haben. Trotz ihrer enormen ökologischen und ökonomischen Bedeutung ist die Stammesgeschichte der Hautflügler bislang nur unzureichend geklärt. Eine robuste Phylogenie ist die Voraussetzung für ein umfassendes Verständnis der Evolution neuer Lebensweisen und für die Beantwortung der Frage, welchen Einfluss diese Lebensweisen auf Artbildungsprozesse hatten. In vergleichend-anatomischen Arbeiten untersucht der Fachbereich zudem morphologische Merkmalskomplexe von Relevanz für die entschlüsselten Diversitätsmuster (z.B. antennale Sensillen, Skelettmuskulatur der Wespentaille, Legebohrer). In weiteren Projekten werden kreidezeitliche Hymenopteren-Fossilien (v.a. aus Burmesischem Bernstein) bearbeitet, die neue Daten zur frühen Evolution der Ordnung liefern. Mittels µCT werden hierbei funktionsmorphologische Untersuchungen durchgeführt, die Rückschlüsse auf die Lebensweise der Fossilien liefern.
Kooperationspartner: R. Peters, B. Misof (ZFMK), L. Vilhelmsen (Zoological Museum, Copenhagen), T. van de Kamp (KIT), u.v.a.